Junge Frau liegt mit angezogenen Beinen und schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Sofa, ihre Arme sind um die Körpermitte geschlungen
Tag 18 – Ungnade
20. Januar 2021

Warum ich regelmäßig ungnädig bin und was mir geholfen hat zu erkennen, woran das liegt – hier erfährst Du mehr über meinen Tag 18.

Boah, kennst Du das?
Gerade eben noch: Zwei Stunden innig mit dem Kind gespielt, Fantasiewelten entworfen, unter Tische gekrochen, Schlaflieder für Kuscheltiere gesungen. Herzoffen, innig. liebevoll verbunden. Dann plötzlich, die Stimme im Oberstübchen: „Willst du nicht langsam auch mal was für Dich machen? Du wolltest doch noch diesen Text schreiben, der Dir so wichtig ist. Wo bleibt eigentlich der Mann, der soll sich auch mal kümmern.“ Und dann guckt das Kind Dich auch noch treuherzig an und sagt: „Du Mama, mir ist so langweilig.“ Zack. Lichter aus, Heulalarm.

Oder: Einen Kuchen gebacken, Du bist eingeladen. Du hast das Rezept schon gefühlte 100x gemacht, es hat immer so lecker geschmeckt, alle mögen das. Jetzt noch schnell die Glasur drüber. Schoki schmelzen. Und dann: die lässt sich nicht so schön dekorativ verteilen, der Kuchen zerbröselt schon an der Oberfläche. Die Stimme wieder: „Komm, das kannst du doch sonst auch. Und die XY, die Du gleich besuchen gehst, die hat eh immer so feine Torten, da sollte Dir doch wenigstens jetzt die popelige Schokoglasur gelingen.“, Da fällt das Messer mit der ganzen braunen Masse dran runter, alles spritzt durch die Küche. Zack, Lichter aus. Ich verkriech mich.

Oder: Im Geschäft oder am Projekt gesessen. Alles läuft rund, die Ideen sprießen nur so. Du hast Dich richtig wund gearbeitet und warst total produktiv. Da kommt der Kollege und macht Dich auf eine Ungereimtheit im Prozess aufmerksam. Völlig wertfrei und vielleicht sogar mit der Absicht, Dich zu unterstützen. Und bei Dir? Zack. Lichter aus. Keiner mag mich. Immer mach ich alles falsch. Nie krieg ich irgendwas auf die Reihe.


Bei mir ist das an Tag 18. Ich kann die Uhr danach stellen.

Wenn Du jetzt immer noch nicht weißt, worauf ich hinaus will: ich möchte mit Dir über den weiblichen Zyklus sprechen. Tag 18 bedeutet: 18 Tage zuvor hat meine Blutung begonnen. Seitdem gab es schon Zeiten des Rückzugs und des Wiederaufblühens. Tag 18 ist so ungefähr der Höhepunkt der Follikelphase – also der Zeit, in der klar wird: nicht schwanger, Gelbkörper kann abgestoßen werden, Hormone, haut rein, ihr werdet so nicht mehr gebraucht.

Ich bin an diesem Tag so was von dünnhäutig und vor allem: ungnädig. Eine winzige, ansonsten vielleicht völlig unbedeutende Situation bringt mich auf die Palme und ich ätze meine Familie an, verurteile mich selber und finde die ganze Welt einfach nur mistig.

Das Fiese ist: Das kommt immer so plötzlich.

Dachte ich! Bis ich anfing, meinen Zyklus zu beobachten. Geholfen hat mir dabei der Zykluskalender von Dörte Stanek, den ich zwei Jahre lang ziemlich konsequent geführt habe. Es geht aber auch jedes andere Zyklusrad oder einfach ein Tagebuch, in dem Du aufschreibst, was Du beobachtest:

  • Körperempfindungen
  • Gedanken
  • Träume
  • Energielevel
  • Sexualität
  • Menstruation oder Ausfluss
  • wiederkehrende Themen
  • Beziehung
  • Schlafrhythmus
  • Essgewohnheiten
  • Aktivitäten …

So habe ich inzwischen klar, in welcher Phase ich mich befinde und woher meine Gelüste nach Schokolade, Rückzug oder Sex kommen. Ich kann sogar planen: wenn ich weiß, wann ich in die Phase um Tag 18 komme, dann leg ich da besser keine wichtigen Projekte hin und versuche, mir ganz viel Zeit für mich zu nehmen.

Schon allein das Wissen um die unterschiedlichen Phasen hat mich gelassener gemacht und lässt mich gnädiger mit mir und allem sein.

Wie ist das bei Dir? Weißt Du, an welchem Tag Deines Zyklus Du bist? Hast Du klar, wann Du Rückzug, wann Austausch brauchst? Oder überfallen Dich Schmerzen, Gelüste, Themen jeden Monat neu?

Mit dem Wissen um Deinen ganz individuellen Zyklus kannst Du tiefer in deine Weiblichkeit eintauchen und Dich mit Deiner Essenz verbinden – und dabei ganz lebenspraktisch ausgeglichener und – in meinem Fall – gnädiger handeln.

Foto: diana.grytsku, freepik

 

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